15.01.2012, 16:36
Zitat:Nun denn, willkommen im offiziellen RP-Thread. Möge das Posten beginnen!
Grauschwarze Wellen peitschten donnernd gegen die Steilküste und schossen ihre Gischtfontänen meterhoch in die Luft. Ein steifer Wind trieb salzige Luft über die kargen Hügel, in jede Ritze und durch jedes Loch. Die Küstenstraße verlief hier an einem kleinen Waldstückchen aus sturmgepeitschten, krummen und knorrigen Fichten vorbei. Hier und da standen zwischen den Hügeln einige krumme Bäume oder niedrige Windwüchsige Haine aus zähem Gehölz. Hier und da hatten sich einige Wacholderbäumchen einen Platz erkämpft, an sonsten strich der Wind nur durch hohes, trockenes Gras.
Trotz der Nähe zu Reedweiler war die Straße wie ausgestorben. Wen wunderte es, denn sie führte nur nach Nordenwacht und weiter hinauf in die Berge. Nichteinmal Hirten oder Bauern waren hier zu sehen. Die Bauern trieben ihre Schweine zu dieser Jahreszeit gerne in die Wacholderhaine, damit sie die Beeren fessen konnten, aber die Landschaft war wie Ausgestorben.
Jediglich eine einzige Gestalt kam von Norden die Straße herab. Das auffälligste waren wohl ihre roten Haare, die ungekämmt und ungebändigt im Wind wehten. Groß und muskulös war sie, dafür aber recht spärlich gekleidet für den nahenden Winter. Doch der beißend kalte Wind schien ihr wenig anhaben zu können und sie schien sich nicht daran zu stören.
Das Tor von Reedweiler war verschlossen und gleich drei Wachen standen davor. Das war das erste mal, das sie Reedweiler abgeriegent vorfand. Die Wachen kamen schon auf sie zu, als sie die Straße zum Tor herrunterkam.
" Halt. Reedweiler ist bis auf weiteres abgeriegelt. Wenn ihr zugang wollt, braucht ihr eine Genemigung! " rief ihr einer der Wächter entgegen.
" Was ? Warum sind die Tore versperrt ? " antwortete sie mit ihrer kräftigen Stimme.
" Das geht euch nichts an Bürger. "
Der Tonfall der Wache machte sie wütend. Sie mochte es nicht, wenn man herablassend mit ihr redete. Die Wachen waren weder etwas besseres noch schlechteres.
" Entschuldigt, aber habe ich mich gerade verhört ? " entgegnete sie und knackte hörbar mit den Fingern.
Der Wache schien die Situation unangenehm zu werden und er lenkte ein. " Entschuldigt, aber das sind Angelegenheiten der Wache. Wendet euch an Hauptmann Farengar. Ihr findet ihn gleich hinter dem Tor in der Kaserne. Ihn solltet ihr auch ansprechen, falls ihr gedenkt Reedweiler ... offiziell ... betreten wollt. Ich öffne euch das Tor "
Das Dorf selbst war nicht direkt hinter dem Tor. Dort befand sich nur die Kaserne und die Taverne zum trunkenen Jägersmann, eine der besseren Bleiben in Reedweiler. Von dortaus führte eine Holzbrücke hinaus zum Pfahldorf. Auf dem Kasernenhof waren einige Soldaten unterwegs, doch die schienen sie nicht zu beachten oder beachten zu wollen. Die Kaserne selbst war ehr ein sehr breiter Turm mit einigen Schilfgedeckten Anbauten und einem Stall für ein paar Armeepferde.
Vor dem Eisentor zum Gebäude stand ein weiterer Wachmann.
" Ääh ... ihr seht aber nicht aus, als wärt ihr von hier oder ? "
" Gut erkannt. Ich will mit dem Kommandanten sprechen. " Antwortete sie und die Wache öffnete ihr freudnlicherweise die Tür.
Der Hauptmann stand inmitten eines großen, kreisrunden Raumes an einem schweren Tisch, welcher überhäuft war mit Büchern, Schriftrollen, Karten und aderen Dingen. Etwas abseits saß eine weitere Person auf einem Stuhl und spielte mit einem nicht identifizierbaren Gegenstand.
" Drei. Wer sie waren, haben wir nicht rausfinden können. Sie wurden alle geköpft. "
" Das sind jetzt schon sieben Tote in drei Wochen, das geht so nicht weiter ! "
" Wir können unsere Patroullien nicht nochmehr verstärken, wir haben keine Männer mehr ! "
" Dann sendet einen Boten nach Caldurin ! "
" Bis uns der Fürst Verstärkung sendet, ist dir dein Bart durch den Tisch gewachsen ! Darauf brauchen wir nicht zu warten. Wir müssen die Sache anders angehen ! Die Wachen sind viel zu auffällig. "
" Hauptmann Farengar ? " Unterbrach sie die Unterhaltung.
" Jawohl ?! " Antwortete der bärtige Mann und richtete sich auf. Er umrundete den Tisch und musterte sie.
" Was gibt es so wichtiges, das ihr mich jetzt störem müsst ? "
" Man verwies mich auf euch, ich würde gern euer Städtchen betreten, aber eine eurer Wachen meinte, das das wohl nicht geht. "
" Da hat er nicht unrecht. Wir stecken im Moment etwas in ... schwierigkeiten. Aber sagt, wer seid ihr und was führt euch hierher ? " Der Hauptmann war ein kräftiger Kerl, hatte große Hände und ein kantiges Gesicht mit dichtem Bart und buschigen Augenbrauen.
" Ich bin Jora vom Stamm Schwarzkrähe. Ich komme aus dem Norden, bin auf der Durchreise und suche eigentlich nur nach Met und warmem Essen. " antwortete sie freundlich.
" Schwarzkrähe ... ihr seid aus dem Norden ! Nun, freunde aus dem Norden wollen wir doch unsere Gastlichkeit nicht verwehren. Aber wundert euch nicht, wenn man euch dieser Tage etwas ... undfreundlich empfängt. "
" Wurde ich schon am Tor. Aber was ist euer Problem ? Ihr sagtet gerate etwas von Toten ? "
" Gute Ohren habt ihr. Ja, wir haben in letzter Zeit ein Problem. Innerhalb der letzten drei Wochen sind hier immer wieder Menschen getötet worden. Immer das gleiche Muster, immer die gleichen Spuren. Aber alles verläuft im Sand. Ihr seht nicht so aus, als müsstet ihr euch vor einem Mordanschlag fürchten, aber ich warne euch trotzdem. Bleibt wachsam. Und vermeidet es, des Nachts durch die Stadt zu gehen. "
" Ich werde auf mich aufpassen. Aber sagt, soll ich mich für euch ein wenig umhören ? "
Der Kommandant schwieg und strich sich nachdenklich durch den Bart. " Wenn ihr das tun würdet, wäre ich euch zu Dank verpflichtet, aber ich glaube nicht, das ihr etwas von Belang erfahren werdet. Trotzdem bedanke ich mich für das Angebot. "
Damit verließ sie die Kaserne und machte sich auf den Weg nach Reedweiler selbst.
Das Dorf war gänzlich auf Pfählen erbaut. Stege verbanden die Häuser miteinander, bildeten Plätze und Brücken und ein recht unübersichtliches Gewirr aus Wegen. Das Dorf war quasi um den Hafen herum aufgebaut und so führten alle Wege irgendwann einmal zum Hafen. Dort standen die Handelshäuser, zwei der ältesten Bauten der Siedlung. In einem war das eigentliche "Handelshaus" untergebracht, ein Laden, der hier waren aus dem ganzen Königreich vertrieb, im anderen eine der besten Herbergen des Fürstentums, das " Seewind".
Dort wollte sie Unterkunft finden. Sie betrat den Schankraum und sah sich um. An der Theke stand ein kräftiger Mann und pollierte liebevoll ein Glas, im Raum saßen einige Gäste, die sie allesamt gleichsam verwundert und belustigt anstarrten.
Unbeirrt davon nahm sie an einem Tisch unweit des Kamins platz, stellte ihre Äxte griffbereit an die Wand und orderte Speis und Trank. Und sie orderte reichlich. Immerhin war sie seit fünf Tagen unterwegs, seitdem sie von der Nachttorherberge nördlich an der Küstenstraße aufgebrochen war. Langsam kam sie zur Ruhe, lehnte sich zurück , lauschte und beobachtete die Gäste.
Auf der anderen Seite des Raumes führte eine breite Treppe zum oberen Geschoß hinauf, wo man von einem Balkon hinunter in den Schankraum blicken konnte. Oben waren einige Zimmer sowie der Ausgang zum Außenbalkon zu sehen, an sonsten waren nur etwa ein Dutzend Leute unten im Schankraum.