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Free2Play-Titel sind die neuen Ballerspiele – fragwürdiger Frontal 21 Bericht gekonnt zerpflückt

Aktuell tut sich in Sachen Diablo 3 nicht allzu viel und das wird sich voraussichtlich auch bis zum Weltuntergang, dessen anschließendem Ausbleiben und dem Beginn der Weihnachtsfeiertage nicht mehr groß ändern. Mit etwas Glück veröffentlicht Blizzard dann gegen Ende des Jahres noch den langerwarteten Informationsartikel zum Player-versus-Player-Modus in Diablo 3.

Genügend Zeit also, nach langer Zeit einmal wieder einen Blick über den Tellerrand zu riskieren und ein Thema aufzugreifen, welches nicht direkt mit der Diablo-Serie, Blizzard oder dem Battle.net in Zusammenhang steht.

 Kritik an Videospielen und der Branche – mal wieder

[singlepic id=2930 w=320 h=240 float=left]Wer sich als leidenschaftlicher Zocker in seinem natürlichen Umfeld bewegt, der kann sich meist gar nicht mehr vorstellen, dass seine Sicht auf die Dinge vielleicht gar nicht die der Mehrheit der Bevölkerung ist. Diemetaphorische Gamer-Brille auf vieler Hardcore-Spieler Nasen sorgt so nicht nur regelmäßig für Unverständnis gegenüber Casual-Zockern und deren Ansichten, sondern in der Vergangenheit auch gegenüber dem hanebüchnen Unsinn und der tendenziösen Berichterstattung im ein oder anderen Bericht, des ZDF Investigativmagazins Frontal 21.

Nachdem ‚Ballerspiele‘ sich nun selbst nach dem jüngsten tragischen Amoklauf in den USA Gott sei Dank nicht mehr als großer Aufreger in den deutschen Medien eignen, auch wenn vielfach trotzdem noch gerne nebenbei erwähnt wird, dass der Amokschütze PC-Spiele mit Gewaltinhalten konsumiert haben soll, obgleich kein Wort darüber verloren wird, welche Filme etc. er sich ggf. mal angeschaut haben könnte, so könnte man meinen, Videospiele wären in der Mitte der Gesellschaft endlich angekommen und würden endlich auch ‚verstande‘ werden.

“Geschäfte mit Kindern, Gewinne mit der Sucht”

Doch das ist offensichtlich nicht der Fall. Frontal 21 trat in der letzten Woche nochmals den Beweis an, dass man immer noch gerne darum bemüht ist, Videospiele und alles, was irgendwie damit zu tun hat, in ein schlechtes Licht zu rücken. Free2Play-Titel sind augenscheinlich die neuen Ballerspiele, die es öffentlich zu diffamieren gilt, weil sie, so wird es in dem Bericht suggeriert, quasi von skrupellosen, da gewinnorientiert arbeitenden Entwicklern genutzt werden, um arme kleine Kinder und Jugendliche in die Sucht zu treiben und sie quasi zu ermuntern, riesige Summen der Elterlichen kohle durch Transaktionen für virtuelle Items zu verplempern, wie etwa beim Pfernde-Free2Play-Titel Howrse. SKANDAL!

[singlepic id=2931 w=320 h=240 float=left]Mit aller Macht und journalistischen Taschenspielertricks versuchen die Redakteure des Beitrags diesen boomenden Teil der Videospiel-Industrie öffentlich zu diskreditieren. Auch eines der beliebtesten Free2Play-Titel bekommt sein Fett weg. Der DotA-Klon Leage of Legends, kurz LoL, der im Bericht als „MMORPG“ bezeichnet wird, was dem geneigten Spieler schonungslos die nicht vorhandene fachlichen Kompetenz der Autoren offen legt, wird ins Visier genommen. Dass gerade auch viele Hardcore-Zocker LoL schätzen, weil das Free2Play-Modell hier keinen dazu zwingt, echtes Geld in die Hand zu nehmen, um erfolgreich zu sein, wird erst gar nicht positiv erwähnt, stattdessen wird angeprangert, dass “Droh-Mails” versandt würden, wenn Spieler die “90 Minuten langen” Matches vorzeitig verließen, dass irgendwann Accounts komplett gesperrt werden könnten und somit alles investierte Geld weg sei. Jeder LoL-Spieler weiß, dass diese Darstellung kompletter Käse ist und dass das ganze System vor die Hunde ginge, könnte jeder Spieler nach Lust und Laune Matches verlassen.

[singlepic id=2932 w=320 h=240 float=right]Fachlich untermauern sollen den Bericht Meinungen von vermeintlichen “Computerspiel-Experten”, wie unter anderem etwa die gute Frau Pfeiffer. Was die Dame im Seniorenalter zur Computerspiel-Expertin macht? Wohl entweder der Praktikant, der die Einblendung betitelt hat und nach wie vor denkt, dass jeder der im Fernsehen etwas sagt ein Experte sein muss, oder die direkte Verwandtschaft zum Grandmaster of Computerspiel-Experten, dem wohlbekannten Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und unter Videospielern bekannt für….ach lassen wir das.

 Videokritik

Diese und noch zahlreiche weitre Unzulänglichkeiten, Fehler und Kritikpunkte des Beitrags greift unser werter Kollege Fabian Siegismund, der in aller Bescheidenheit auch ohne Expertentiteleinblendung auskommt, noch wesentlich ausführlicher in einem Video des neuen Formats High5 auf, in dem er den fragwürdiger Frontal 21 Bericht gekonnt zerpflückt.

ZDF Stellungnahme

[singlepic id=2933 w=320 h=240 float=left]Wer als Zocker die Unart viele Zeitgenossen kennt, schon bei Nichtigkeiten sich rasch ausfallend und mit vielen Rechtschreibfehlern in möglichst kurzen Sätzen ohne jedweder Interpunktion zu äußern, der dürfte ungefähr erahnen, was das ZDF seit der Ausstrahlung dieses ‚Machwerks‘ erreicht haben dürfte. Umso erstaunlicher ist es, dass man sich dennoch heute zu einer Stellungnahme durchringen konnte, die man online veröffentlichte – und die auch der eigentliche Anlass war, dass wir dieses Thema heute noch einmal aufgreifen. Leider ist es nämlich so, dass die Stellungnahme beinahe soviel Angriffsfläche bietet, wie der ursprüngliche Beitrag.

Natürlich äußert man sich darin nur zum Thema, nicht aber zu den zweifelhaften journalistischen Methoden, den inhaltlichen Mängeln des Beitrags und der zweifelhaften Experten-Expertenauswahl. Direkt im ersten Abschnitt begründet man die Reportage mit den Worten “Bei dem Beitrag ging es darum, dass Kinder unter bestimmten Umständen ausgerechnet bei „Free-to-play“-Spielen in eine Kostenfalle geraten können.

Ja, mit dem Wohl von Kindern oder Tieren zu argumentieren kommt immer super an, da kann ja keiner etwas gegen sagen, oder doch? Immerhin tappen hier keine Kinder in Kostenfallen, sondern höchstens Eltern, die ihre Kinder nicht ordnungsgemäß beaufsichtigen. Und da das ZDF Eltern das nicht zutraut, nimmt es wenigstens seinen Bildungsauftrag ernst und erklärt weiter:“ Dies dient auch der Aufklärung von Eltern, die auf ihre spielenden Kinder zu achten haben”.

Und da die Eltern offensichtlich auch keine Veranlassung dazu sehen, dass 0900-Mehrwertnummern (“Dabei erschien uns bei „Howrse“ die Verwendung von 0900-Nummern besonders fragwürdig“, heißt es dazu in der Stellungnahme) einfach gesperrt werden oder dass das Kind einen Pre-Paid-Mobil-Vertrag erhält, ist natürlich der Anbieter solcher Bezahlmodelle Schuld, der mit ganz fiesen Entwicklertricks den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen will. Pardon, den “Kindern”.

Es gab eine Zeit, da sagte Oma: Nichts ist umsonst, außer der Tod, und der kostet das Leben. So simpel kann Bildung sein. Aber im “Internet” ist ja immer alles ganz heikel und gefährlich, was in der “realen Welt” niemanden juckt. Oder kann sich irgendjemand daran erinnern, dass Frontal 21 mal einen Aufklärungsbericht für Eltern angefertigt hätte, in dem vor der Suchtwirkung von Sammelbildern gewarnt wird, die es ab und an “kostenlos” beim Einkauf in bestimmten Supermärkten gibt und bei der am Ende Panini mit seinem Geschäftsmodell am Pranger steht, weil die angefixten Kinder hunderte Euros Taschengeld investieren müssten, um ihr Sammelalbum zu komplettieren?

Zur Darstellung von LoL heißt es:

“Bei „League of Legends“ erschien uns wiederum der Druck problematisch, der auf die Spieler ausgeübt wird, wenn sie zum Beispiel verfrüht aus dem Spiel aussteigen. Auch wenn es formal einen Regelverstoß bedeutet, rechtfertigt das aus unserer Sicht nicht, Kinder und Jugendliche als „Feigling ersten Grades“ zu bezeichnen.”

So, so, man hängt sich also an einer Wortwahl auf, die ganz bösen Druck erzeugt.

Liebes ZDF:

Regeln sind da, um eingehalten zu werden und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr (noch so eine Oma-Weisheit). Aber in einer Gesellschaft, in der später Druck von allen Seiten an der Tagesordnung ist, wird euer pädagogischer Ratschlag sicherlich Früchte tragen. “Ne Chef, 30 Minuten Meeting sind jetzt echt genug, ich geh“. Ach ja, und wenn für euch LoL eh ein MMORPG ist, dann nehmt euch doch das “R” mal zu Herzen, denn wer in seiner Rolle als Kämpfer das Schlachtfeld einfach verlässt und so mehrere Mitstreiter im Stich lässt, somit erheblich zu einer Niederlage beiträgt, der ist eben ein: ”Feigling ersten Grades”. Brutale Online-Welt.

Ihr habt doch auch selbst beim ZDF junge, talentierte Leute, die gerade in letzter Zeit mit durchaus respektablen Gaming-Formaten aufgefallen sind – leider nur in Spartenkanälen. Fragt doch zumindest mal diese jüngeren Leute vorher um Rat oder zieht sie als „Experten“ heran, bevor ihr solche Berichte macht, die einfach zeigen, dass ihr kein Gespür für diese virtuelle Welt habt. Ihr seid zwar online, tickt aber immer noch offline!

Versucht doch wenigstens mal ordentlich und neutral über das Thema Videospiele zu berichten oder lasst es ansonsten einfach. „Wir Online-Fuzzis“ schreiben ja auch keine investigativen Artikel darüber, dass uns alle 3 Monate ein Betrag vom Konto abgebucht wird, mit dem man sich einen ganzen Haufen virtueller Items kaufen könnte, nur um dann das Traumschiff, Rosamunde Pilcher und seichte Vor- und Nachmittagsserien mitzufinanzieren, obwohl das ganz super mega skandalös ist, ebenso wie das Verhalten und die Methoden einiger Mitarbeiter des Vereins, der auch EURE ‚Mikrotransaktionen‘ eintreibt und ab nächstem Jahr nicht mehr GEZ heißt.

Bildquellen: zdf.de

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